Jambo Kenya - mein Besuch bei Familie Tosha und was eure Spenden bewirken

Mein Besuch bei der Familie hat mich wieder sehr berührt.
Pünktlich um 10 Uhr holte mich Juma vor dem Hotel mit einem TukTuk ab.
Wir fahren ca.30 Minuten bis zu ihm nach Hause. Aber das sagt mir nur mein Bauchgefühl.

Er läuft die Strecke jeden Tag 2x und braucht ca. 1,5 -2 Stunden, um am Strand Souvenirs, an die oftmals genervten Touristen, zu verkaufen. Ein harter Job an einem der schönsten Strände der Welt. Aber nicht jeder kann dies genießen.

Wir fahren mit dem TukTuk erst einmal durch Ukunda Village. Es ist laut, bunt und voller Menschen. Man kommt aus dem Staunen nicht heraus. Oftmals ist man schockiert, manchmal verstört. Es ist eine andere Welt in die man sich offen fallen lassen muss.
Urteilende Kritik von einer Weißen ist nicht angebracht und anmaßend. Laufe ich in ihren Schuhen?
Ich versuche einfach alles auf mich Wirken zu lassen und neugierig zu bleiben, denn so lernt man Neues dazu.

Danach biegen wir ab und fahren in den Busch. Es hatte auch zuvor schon geregnet und die "Straßen" waren zum Teil überflutet. Ich dachte wir könnten besser laufen, aber unser TukTuk Fahrer kennt es ja nicht anders. Mit Hakuna Matata Einstellung ging es durch die Riesenpfützen. Was ein Abenteuer !!
Vorbei an Hütten, Schulen, Feldern immer tiefer in den Busch.

Seine Familie wartete schon und die Mädels versteckten sich grinsend und voller Scham ganz schnell, als wir ankamen.
Baby Bakari fing an zu weinen, als die seltsame Weiße ausstieg. Aber in dem Alter fremdeln die Kleinen ja gerne, also nahm ich es mit Humor.
Alle anderen umarmten mich von Herzen. Ich begrüße Jumas halbseitig gelähmte Mutter und die Familie zeigte mir ihre derzeitige Wohnsituation. 
Um ehrlich zu sein, war ich schockierter als im letzten Jahr. Aber ich denke es hängt mit dem abgedeckten Dach zusammen. Man ist so schutzlos und es wirkt noch weniger heimelig als mit einem durchlöcherten Dach.

Saumu kochte für mich. Es war so interessant ihr dabei zuzusehen. Hockend auf dem Lehmboden, ohne Müll zu produzieren, Wasser aus einem Kanister, Bakari kriecht dazwischen und hat auch schon mal die Machete in der Hand, mit der sie die Kokosnüsse aufhaut. Liebevoll nimmt sie ihm diese ab, Hühner laufen durch den Raum... Und da denke ich an meine Luxusküche.... was ein Unterschied... ich fühle mich etwas schlecht. Warum lebe ich ein anderes Leben? Warum bin nicht ich in Afrika geboren und sie in Deutschland mit ganz anderen Chancen?

Während das Essen kocht führt mich Juma über sein Feld/ Garten und zeigt mir was er anpflanzt.
Für mich wirkt es wie ein chaotisches Durcheinander. Kenne ich doch nur deutsche, akkurat bewirtschaftete Flächen.
In seinem Garten wächst Mais und Cassava, Bananen, Orangen, Kokosnüsse, er hat einen Cashew- und einen Mangobaum und noch allerhand Pflanzen, die mir nichts sagen.

Zum Essen versammeln wir uns wieder in dem Wohnraum des ungedeckten Hauses. Es steht ein kleiner Tisch in der Mitte und drei Plastikstühle wurden herangetragen.
Ich bekomme meine Hände mit dem Wasser aus dem Kanister gewaschen und wir essen gemeinsam aus der Schüssel. Ich genieße dieses köstliche und mit Liebe zubereitete Essen.
Jumas unterernährte Mutter mag nicht mitessen, da es dieses Essen immer gibt. Sie erinnert mich an meine Großtante, die zum Ende ihres Lebens auch nicht mehr mit Freude gegessen hat. 

Zum Ende des Essens wurde der Regen stärker. Zuhause hätte ich rumgepienst. Unvorstellbar für mich in Deutschland so draußen zu sitzen und zu essen. Ich wäre immer ins Haus gegangen.

Naja, wir saßen ja im Haus.

Ich befragte Saumu nach ihren Herausforderungen und wie es ihr als Frau geht.
Sie zeigte auf das Haus und sagte, dass die Wohnsituation sehr belastend für alle ist.
Es ist nicht nur das Dach. Sie zeigte mir die Stellen, in den die Termiten das Holz zerfressen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Haus zersetzt ist und zusammenfällt. 
Sie träumt von einem eigenen Haus, in dem sie mit ihrer Familie trocken und sicher leben kann. Sie wünscht sich mehr Platz für alle und ich bin mir so sicher, dass sie weit weg von unseren westlichen Vorstellungen ist. 
Desweiteren leidet sie darunter, dass es viel Spott und Hohn von der Dorfgemeinschaft gibt, weil die Familie so arm ist. Wenn ich als weiße Besucherin komme, lachen sie und sagen, dass es doch eh nichts bringt. Sie müssen mit Schadenfreude leben, wenn die Kinder nicht zur Schule gehen können, weil das Geld dafür nicht reicht.
Das hat mich sehr traurig gestimmt und ich konnte es kaum glauben, denn wirklich wohlhabender sieht für mich die Nachbarschaft auch nicht aus.

Es war ein sehr bewegendes Gespräch von Frau zu Frau. Es war offen und ehrlich und Saumu zeigte sich so verletzlich hinter dem nach außen unbekümmert scheinendem Lächeln.
Ich war ihr so nah. Wir waren zwei Frauen auf Augenhöhe.
Sie bat mich den Frauen in Deutschland von ihr zu erzählen.
Es ist so ein großes Geschenk für sie und schenkt ihr und der Familie Hoffnung.

Im Anschluss hab ich ihnen angeboten mal etwas Yoga zu machen, da sie keinerlei Vorstellung hatten, wie das geht und warum man es macht. 
Wir stimmten uns ein und die Kinder lachten sich kaputt.
Ich musste mitlachen, denn ich erinnerte mich daran, wie seltsam ich es fand, als ich zum ersten mal ONG NAMO GURU DEV NAMO hörte.
Ich sang mit ihnen: I am happy - I am good - I am happy - I am good - Sat Nam - Sat Nam - Sat Nam Ji - Wahe Guru - Wahe Guru - Wahe Guru Ji
und machte mit ihnen die CC Light of my Soul.

Nach 4,5  Stunden war ich wieder im Hotel, in dieser Blase, wo es mir an nichts fehlt.
Es ist sehr schon sehr seltsam und ich kann ihr Leben nicht zu meinem machen, aber wir können gemeinsam etwas Hoffnung und Licht in das Leben dieser Familie bringen.

ASANTE SANA

Vielen Dank

Ravi Mahan